Die Techniker von Wagenborg Engineering haben sich eine geniale Lösung ausgedacht, um die komplette Brücke auf den Widerlagern zu installieren.
Dabei wurden innerhalb von Koninklijke Wagenborg die Kenntnisse und Fähigkeiten auf dem Gebiet des Transports extrem schwerer Ladungen über Land und zu Wasser optimal ausgenutzt.
Die Konstruktion der neuen Eisenbahnbrücke ? ein Koloss mit einer Länge von 65 Metern und einem Gewicht von 410 Tonnen ? wurde in einem Vormontagebereich neben dem Kanal und den vorhandenen Eisenbahnbrücken vorgenommen. Mit Hilfe von zwei SPMT-Sets wurde die komplette Brücke aufgeladen und in die korrekte Position auf dem Widerlager bewegt.
Das vordere SPMT-Set setzte die eine Seite der Brücke auf ein Schublager, das auf dem Widerlager installiert war. Mit Hilfe des hinteren SPMT-Sets wurde die Brücke wiederum über das Schublager in Richtung Ponton mit dem darauf befindlichen neuen modularen Supportsystem von Wagenborg Nedlift manövriert.
Nun bestand die Aufgabe darin, den vorderen Teil der Brücke mit der entsprechenden Präzision auf dem modularen Supportsystem auf dem Ponton abzusetzen.
Die Spezialisten des Schwesterunternehmens Wagenborg Sleepdienst führten dabei einen präzisen Ballast- und Windenvorgang aus, wodurch der Ponton in die genaue Lage verbracht und der vordere Teil der Brücke vom Ponton übernommen werden konnte.
Nach diesem Präzision erfordernden Vorgang begann ein heikles Zusammenspiel, bei dem sich das hinterste SPMT-Set auf dem Widerlager der Brücke langsam in Bewegung setzte. Hierdurch geriet auch der Ponton in Bewegung und die Brücke wurde kontrolliert zur Oberkante bewegt.
Dabei waren die besten Steuermannskünste des Wassertransportspezialisten gefragt. Der Ponton musste vorsichtig in die korrekte Richtung zum Widerlager auf dessen Oberseite manövriert werden. Der seitliche Raum bis zu der daneben liegenden vorhandenen Eisenbahnbrücke betrug weniger als einen Meter.
Es erwies sich einmal mehr, dass auch hier ein guter Plan und eine gute Vorbereitung schon die halbe Miete sind. Der komplette Vorgang lief wie am Schnürchen und so konnte auf eine gute Teamleistung der Spezialisten für die Stahlkonstruktion, den Schwertransport und den Wassertransport zurückgeblickt werden.
Das Projekt Oberhausen war nicht das erste Projekt, bei dem die Teams von Schachtbau Nordhausen und Wagenborg Nedlift mit einer Leistung aufwarteten, die Format hatte. Vor einigen Jahren waren die Teams gemeinsam am Bøkfjord-Projekt in Kirkenes beteiligt, bei dem eine komplette Brücke über einen Fjord bewegt wurde.
Die Bahnverbindung Emmerich ? Oberhausen ist ein wichtiger Knotenpunkt innerhalb des internationalen Passagier- und Güterverkehrs. Die Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen bildet eine direkte Verbindung zur niederländischen Betuweroute im Norden des europäischen Transportkorridors bis in das norditalienische Genua und somit in den Süden.
Aufgrund des zunehmenden Fracht- und Passagierverkehrs in den vergangenen Jahren ist nun die maximale Kapazität auf dem Trajekt Emmerich-Oberhausen erreicht. Deshalb führt die Deutsche Bahn ein großangelegtes Erweiterungsprojekt durch, bei dem die Anzahl der Gleise erweitert und verschiedene Engpässe behoben werden.